Historie.

Die Vereinsgeschichte des TC Rot-Weiß Worms

Im Zeitraffer durch mehr als 90 Jahre

Zurückblickend auf 90 Jahre TC Rot-Weiß Worms ergibt sich eine bewegte und sicherlich für viele Mitglieder bewegende Vereinsgeschichte, eingebunden in Zeitgeschehen, politische und gesellschaftliche Veränderungen, persönliche Erfahrungen und Schicksale – und natürlich auch sportliche Niederlagen und Erfolge. Vieles, was Verein und Mitglieder erlebt haben, ist über die Jahrzehnte in Vergessenheit geraten, Erinnerungen mit Zeitzeugen für immer erloschen. Eine wirklich lückenlose Chronik ist schwer oder gar kaum zu erstellen. Da heißt es Muße für die Recherche und Mut zur Lücke.

Primärquellen zur frühen Wormser Tennis- und Tennisvereinsgeschichte gibt es heute nur noch wenige. In der Festschrift zum 40 jährigen Jubiläum 1969 wird berichtet, dass das Vereinsarchiv im 2. Weltkrieg völlig zerstört wurde. Zeitzeugen sind heute längst verstorben. So ist in vielen Punkten gerade diese frühe Jubiläumsschrift eine wichtige und unverzichtbare Sekundärquelle, wenn es um die Jahre der Vereinsentwicklung in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts geht. Sie setzt gleichzeitig den Startpunkt für eine Reihe von Festschriften in den folgenden Jahrzehnten. 1979 erschien eine weitere zum 50 jährigen. Dem 60 jährigen und 15 Jahre später dem 75 jährigen wurden je eine Jubiläums-Sonderausgabe der inzwischen (1980) ins Leben gerufenen Vereinszeitschrift Doppelfehler gewidmet.

Vieles zum Werdegang des TC Rot-Weiß Worms und auch seiner Mitglieder im 20. Jahrhundert ist hier festgehalten, weit detaillierter als in den folgenden Zeilen, die die Vereinsgeschichte aber bis ins 90. Jubiläumsjahr fortschreiben. Einiges ist hier übernommen, einiges konnte neu recherchiert und eingearbeitet werden.

Vor 1929

Wenn wir uns mit der Vereinsgeschichte des TC Rot-Weiß auseinandersetzen, dann ist als allererstes zu erwähnen, dass der Tennissport in Worms eine längere Tradition hat als unser Verein, dass am Anfang nicht auf rotem Sand die Punkte, Spiele und Matches gewonnen wurden, dass nicht schon immer mit hohlen Filzbällen gespielt wurde – schon gar nicht mit gelben – und dass Tennis in seinen Ursprüngen eng verknüpft war mit dem Rasen als Spielfeld.

Die Anfänge des Tennisspiels in Worms sind eng verbunden mit Schülern und Lehrern der Oberrealschule und dem späteren Altsprachlichen Gymnasium an der Rheinbrücke. Das geht aus der Zeitzeugenschilderung von Paul Looff (Reifeprüfung 1902) in der Humanitas (Schriftenreihe des Altsprachlichen Gymnasiums Worms) Heft 10, 1961 und Heft 11, 1962 hervor. Es gab zur Zeit der Gründung des Fußball- und Lawn-Tennisclubs im Jahre 1895 zwei Plätze auf der Wiese südöstlich der 1893 fertiggestellten Jahnturnhalle. Außerdem wurde dort auch Rugby, Hockey und Fußball („Association“) gespielt. Unter dem Namen Alemannia sagte sich 1905 die Fußballabteilung vom Fußball und Lawn-Tennisclub los. Die Tennisspieler errichteten sich eine neue Anlage nahe der Rheinbrückenauffahrt. Eine Postkarte aus dem Jahr 1912 zeigt die beiden eingezäunten Plätze auf dem kleinen Festplatz vor dem Altsprachlichen Gymnasium (Stadtarchiv Worms 209 Nr. 2262, Tennisplatz am Rhein).

Nach dem 1. Weltkrieg wurde dann im Jahre 1921 innerhalb des Großvereins VFL Alemannia 05 eine selbstständige Tennisabteilung mit dem Namen Schwarz-Weiß Worms gegründet. Für den Spielbetrieb standen zwei (manche Quellen berichten von fünf) Tennisfelder zur Verfügung. Die Plätze lagen auf dem Vereinsgelände des Großvereins im Wäldchen hinter dem „Äschebuckel“ zwischen dem heutigen Tierheim und der heutigen B9-Trasse. In den Anfängen des „Rasensports“ waren Fußball, Rugby, Hockey und Tennis nicht nur in Vereinen sondern auch über vielseitige Sportler eng verknüpft.

1929 bis 1949

Der Tennissport hatte in den 20er Jahren bei Schwarz-Weiß offensichtlich guten Zulauf. Ende des Jahrzehnts gab es im Verein Bestrebungen einen eigenständigen Tennisclub auszugründen. So kam es 1929 (Eintrag im Vereinsregister 27.12.1929) zur Geburtsstunde des damals zweiten Wormser Tennisclubs am Pfrimmpark in Worms Hochheim, dem TC Rot-Weiß Worms. Viele Mitglieder von Schwarz-Weiß wechselten nach Hochheim und schon bald hatte Rot-Weiß über 100 Mitglieder. Der erste 1. Vorsitzende war Richard Becker. Auf der Anlage standen den Mitgliedern neben dem Clubhaus anfänglich vier Plätze zur Verfügung. Nach 1931 wurden zwei weitere errichtet.

Der Hochbaubescheid für die Errichtung eines Clubhauses wurde am 26. Mai 1930 erteilt. Die damaligen Pläne zeigen bereits die noch heute existierende Fassade in Richtung der Plätze sowie das charakteristische Pultdach. Auf dem Lageplan sind bereits sechs Plätze ausgewiesen. Die offizielle Einweihung von Platzanlage und Clubhaus fand am 31. August 1930 statt. 1934 wurden während des Bestehens beider Tennisvereine zum ersten und einzigen Mal Wormser Stadtmeisterschaften ausgetragen. 1936/37 löste sich dann der Tennisverein Schwarz-Weiß Worms auf. Seine Mitglieder traten fast komplett bei Rot-Weiß ein. Sicherlich erwähnenswert ist, dass in diesen frühen Vereinsjahren in den Quellen u.a. zwei Familien genannt sind, nämlich die Familien Weil und Wolf, deren Nachfahren heute noch aktive Vereinsmitglieder bei Rot-Weiß sind.

Dr. Rolf Weil trat 1932 in den Vorstand ein, zunächst als Sportwart, später als 2. Vorsitzender und gehörte dem Vorstand ununterbrochen bis 1968 an. Dr. Erwin Wolf hatte die Führung des Vereins 1938/39 übernommen. Der Spielbetrieb konnte bis 1940 behelfsmäßig aufrechterhalten werden. 1945 wurde der Club wie viele andere Sportvereine durch Anordnung der Militärbehörde aufgelöst. Das Clubhaus diente zeitweise als Kriegsgefangenlager und als Domizil einer ausgebombten Hutfirma. 1949 schließlich wurde der TC Rot-Weiß Worms auf dem alten, durch Bomben zerstörten und völlig verwahrlosten Gelände wieder gegründet. Auf der Gründungsurkunde finden sich unter den 38 Gründungsmitgliedern auch die Namen Dr. Rolf Weil, Erna Weil, Annel. Wolf und Rob. Seestaedt.

1949 bis 1970

Im Sommer 1949 wurde auch der Spielbetrieb, zuerst auf drei Plätzen, wieder aufgenommen. Wie vor dem Krieg umfasste die Anlage sechs Plätze, die dank der positiven Vereinsentwicklung in den folgenden Jahren auf zehn erweitert werden konnte. Ende 1951 zählte der Verein schon wieder 179 Mitglieder. Das Clubhaus wurde 1950 wieder in Betrieb genommen, 1958 die Dusch- und Umkleideräume und 1962 die Wirtschaftsräume auf die heutige Größe erweitert. 1969 hatte der Verein fast 400 Mitglieder und war damit hinter dem TSC Mainz der zweitgrößte Tennisverein in Rheinhessen.

1950 wurde im Verein der Nikolausball ins Leben gerufen, der dann bis in die 80er Jahre alljährlich im Mozart-Saal des Wormser Festhauses veranstaltet wurde. Die 1. Herrenmannschaft stieg Ende der 50er Jahre in die Sonderliga, die höchste Spielklasse in Rheinland-Pfalz und Saarland auf, wo sie bis 1963 spielte. 1969, in der Amtszeit von Dr. Adi Brauer als Sportwart, wurde die Damenmannschaft Meister der Rheinhessischen Poensgenklasse und der Aufstieg in die 2. Sonderliga Rheinlandpfalz-Saar geschafft. Mit im Team waren auch Herta Schrade und Gerda Paffenholz.

Zu den jährlichen sportlichen Höhepunkten zählten die Vereinsmeisterschaften und vor allem die ab 1951 (bis Ende der 70er Jahre) auf der Rot-Weiß-Anlage ausgetragenen Rheinland-Pfalz-Saar-Jugendmeisterschaften.

1970 bis 1980

Von 1970 bis 1978 führte Karl Liebthal als 1. Vorsitzender gemeinsam mit dem 2. Vorsitzenden Hans-Joachim Burmeister und später mit Gerd Schrade die Geschicke des Vereins. Auf Platz 10 wurde die Tennishalle als Sandplatzhalle mit Foliendach auf massivem Holzrippenbau erstellt. Es folgte der Bau des Hartplatzes, das Clubhaus wurde renoviert und die Außenanlage durch Wegebefestigung und Pflanzungen neu hergerichtet.

In den 70er Jahren wurde auf die Nachwuchsarbeit großen Wert gelegt. Rot-Weiß Jugendliche waren in dieser Zeit an der Spitze in Rheinland-Pfalz. Klaus Liebthal, der Sohn des 1. Vorsitzenden und heutiger Senioren-Europameister war nicht nur die Nummer Eins der Jugend in Rheinland-Pfalz-Saar, er war auch deutscher Jugendnationalspieler. Zu den spielstarken Jugendlichen zählten Anfang der 70er auch Gaby Hames und Petra Lichtensperger. Die 1. Herrenmannschaft mit einer guten Mischung aus erfahrenen und jugendlichen Spielern stieg 1977 in die Verbandsliga au

Ende der 70er Jahre wurden zum ersten Mal die dann jährlich an zwei Wochenenden im September stattfindenden Wormser-Tennisstadtmeisterschaften ausgetragen – mit in den ersten Jahren weit über 100 Meldungen.

Es gab längst nicht mehr nur einen Tennisverein in Worms und dennoch, als Heinrich Grimme 1978 für zwei Jahre das Amt des 1. Vorsitzenden übernahm, lag die Rot-Weiß-Mitgliederzahl über 500. Im 50. Jubiläumsjahr 1979 , waren es 560.

1980 bis 1993

Über mehr als ein Jahrzehnt prägten Walter Greiß (1. Vorsitzender von 1980 bis 1990) und Dr. Herman König (2. Vorsitzender von 1978 bis 1990 und 1. Vorsitzender von 1990 bis 1993) die Entwicklung des TC Rot-Weiß Worms. Boris Becker und Steffi Graf sorgten für einen allgemeinen Tennisboom in Deutschland und auch für einen Mitgliederrekord beim TC Rot-Weiß. 1989 waren es 653 Mitglieder(615 Aktive, 38 Passive, 137 Jugendliche).

Der Verein konnte sich mit Herrn Lohmann einen festangestellten Platzwart leisten. Die Platzanlage war mehr als ausgelastet. Es war in den Nachmittag- und Abendstunden die Regel, dass nach 45 (Einzel) bzw. 75 Minuten (Doppel), der Platz für die wartende nächste Paarung abgezogen werden musste. Es wurde kräftig in Spielbetrieb und Vereinsanlage investiert. Die bis dahin mit einem Foliendach ausgestattete Halle erhielt die heutige feste Bedachung, eine Isolierung, neuen Boden und Heizung. Die neun Sandplätze und die Umzäunung wurden komplett erneuert und unter Leitung des damaligen technischen Beisitzers im Vorstand, Helmut Gerlach, auf den heutigen Stand gebracht. Voraus ging die Vorstandsentscheidung, langfristig am Standort Buschgasse festzuhalten und alternative, größere Gelände für mehr als neun Plätze, die die Stadt angeboten hatte, auszuschlagen.

Die Vereinszeitung Doppelfehler wurde 1980 ins Leben gerufen. Die Vereinsfahne am hohen Fahnenmast auf der Südseite des Clubhauses begrüßte erstmals Mitglieder und Gäste. Gesellschaftlicher Saison-Höhepunkt war bis Ende der 80er Jahre jeden Dezember der Nikolausball. 1992 ging Platzwart Hans Lohmann nach 21jähriger Tätigkeit für den Verein in den wohlverdienten Ruhestand.

Aus sportlicher Sicht wurden in dieser Zeit die Weichen für die Zukunft gestellt. Die Jugendarbeit hatte wieder gefruchtet. Der größte Erfolg: Mit Wormser „Eigengewächsen“ gelang der 1. Herrenmannschaft der Aufstieg bis in die Oberliga.

1993 bis 2001

Zur Mitgliederversammlung im April 1993 trat Dr. Herman König nicht mehr zur Wahl an. Der damalige 2. Vorsitzende Günter Fuchs wurde sein Nachfolger, unterstützt von Thomas Weil als 2. Vorsitzender. Seine Amtszeit war vor allem durch den sportlichen Aufstieg des Vereins geprägt. Die 1. Herrenmannschaft wurde mit Hilfe privater Mäzene in den ersten Jahren weiterhin mit Talenten aus dem Verein und der Region und verstärkt durch den Schweden Robert Eriksson zu einem schlagkräftigen Oberligateam entwickelt.

Ab 1996 wurden zusätzliche internationale Top-Spieler mit Unterstützung eines Förderkreises verpflichtet. Infolge entwickelte sich die Mannschaft zu einem der Spitzenteams in Südwest-Deutschland. 1996 gelang der Aufstieg in die 2. Bundesliga Südwest, in der die Rot-Weißen von 1997 bis 2000 an der Spitze mitspielen konnten. Mit dem Sprung in die neugegründete 2. Bundesliga Süd gehörte die 1. Herrenmannschaft des TC Rot-Weiß Worms 2001 zu den Top 27 Teams in Deutschland und schaffte auch 2001 den Klassenerhalt.

Es gingen in dieser Zeit aber nicht alle Entwicklungen nach oben. Der allgemeine Tennisboom war längst rückläufig und in Folge auch die Mitgliederzahlen des TC Rot-Weiß. Der Vorstand versuchte hier gegenzusteuern, u.a. indem er die Aufnahmegebühr für Neumitglieder abschaffte.

Dringend notwendige Investitionen mussten getätigt werden, die den Vereinsetat belasteten. So wurden damals vor allem die Umkleideräume und Sanitäranlagen komplett neu gestaltet – in der Form wie wir sie heute noch vorfinden – eine Investition, von der wir nach mehr als 20 Jahren immer noch profitieren. Und dann kam, was vielleicht kommen musste: Die Zeiten des Spitzentennis auf der Rot-Weiß-Anlage fanden 2001 ein abruptes Ende. Die Finanzierung der Mannschaft durch Sponsorenzusagen für die Saison 2002 war nicht gesichert, und es lastete eine Steuerschuld auf dem Verein, die zu begleichen war – und das bei zurückgehenden Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen. Folgerichtig wurde die 1. Herrenmannschaft aus der 2. Bundesliga-Süd abgemeldet.

Und übrigens: Die Splittung der Jahrgänge in die Altersklassen, wie diese heute noch im Deutschen Tennisbund bestehen, wurde von 1999 auf 2000 auch in Rheinland-Pfalz eingeführt. Die vorläufig letzten Wormser Stadtmeisterschaften der Aktiven fanden 1999 auf der Rot-Weiß-Anlage statt.

2002 bis 2011

Der 2002 neu gewählte Vorstand unter der Führung von Tim Brauer (1. Vorsitzender) und Hans-Jürgen Hoecker (2. Vorsitzender) stand nun vor der Aufgabe der finanziellen Konsolidierung und einer neuen sportlichen Ausrichtung. Das ging nicht ohne spürbare Einschnitte.

Der anhaltende Mitgliederrückgang engte den finanziellen Spielraum zunehmend ein. Die Ausgaben mussten reduziert werden. So war eine der ersten notwendigen, aber nicht leichten Entscheidungen des neuen Vorstandes, dem damaligen Platzwart, Hendrik Richard, zu kündigen. Der TC Rot-Weiß hatte bis dahin einen festangestellten Vollzeit-Platzwart, der sich um die Vereinsanlage und den Spielbetrieb kümmerte. So waren Mitglieder zum Beispiel gewohnt, dass die Plätze vor Spielbeginn immer schon gespritzt waren. „Selbstverständlich“ war die gesamte Sportanlage immer gepflegt. Ab diesem Zeitpunkt ist die Initiative der Mitglieder gefordert. Spieler müssen ihren Platz selbst bewässern, auch vor und während der Medenspiele. Über freiwillige Arbeitseinsätze der Mitglieder soll die Anlage in Schuss gehalten werden, ergänzt durch das Dienstleistungsangebot von Gernot Erkert.

Über die so erzielten Personalkosteneinsparungen, Spenden und Darlehen von treuen Mitgliedern, eine leicht stärkere finanzielle Beteiligung von Eltern an den Trainingskosten ihrer Kinder und weitere kleinere Kostenkontroll-Maßnahmen konnte der Verein sich nach den Bundesligajahren trotz Mitgliederschwund finanziell konsolidieren und bereits 2004, im Jahr des 75 jährigen Vereinsjubiläums, mit Zuversicht in die Zukunft sehen. So gab es in diesem Jahr Grund zu feiern. Am 30. April stand der Tanz in den Mai mit den Guitar-Tigers in der Sporthalle in Pfiffligheim auf dem Programm, am 30. Mai der Festakt zum Jubiläum in der Kapelle in der Prinz-Carl-Anlage mit Sektempfang, Buffet und Unterhaltungsprogramm und am folgenden Tag ein Nostalgie-Familientennisturnier mit weißen Bällen, Holzschlägern und natürlich angemessener Bekleidung. Nicht zuletzt zu erwähnen: Es wurde auch eine 76 seitige Doppelfehler-Ausgabe als Festschrift zum Jubiläum veröffentlicht. Um dem anhaltenden Mitgliederrückgang entgegenzuwirken, wurden Maßnahmen zur Mitgliedergewinnung ergriffen. Es wurden Tennisschnuppertage für Sportinteressierte und Schnuppertrainingstage für Jugendliche durchgeführt, es wurden Kooperationen mit Wormser Schulen versucht. Seit 2001 – fast regelmäßig bis heute – ist auch die Teilnahme mit einem Wagen am Backfischfestumzug nicht nur ein großer Spaß für die teilnehmenden Jugendlichen, sondern auch Werbung für den TC Rot-Weiß. Vorstand und Vergnügungsausschuss hatten sich zum Ziel gesetzt, die Attraktivität des Vereins nach außen zu präsentieren und nach innen zu steigern. Dafür steht unter anderem die alljährliche Nikolausfeier für die Kleinen in der Clubgaststätte.

Der Vorstand machte sich damals viele Gedanken um die Zukunftsperspektiven des Vereins und prüfte verschiedene Szenarien zur Zukunftssicherung. Hierfür ließ er sich 2005 von der Mitgliederversammlung den Auftrag geben. Geprüft wurden der Bau einer Zweifeldhalle auf Platz 1 und dem Spielplatz mit direktem Anschluss zum Clubhaus, aber auch die Aufgabe des für die damalige Mitgliederzahl zu groß bzw. für den zur Verfügung stehenden Etat zu teuer in der Unterhaltung gewordenen Vereinsgeländes.

Es wurden erste Gespräche mit den Verantwortlichen des hoch verschuldeten Nachbarvereins Grün-Weiß Pfiffligheim über eine mögliche Fusion beider Vereine geführt. Ausführlich hat der 1. Vorsitzende Tim Brauer diese und weitere Optionen und ihre Umsetzbarkeit im Doppelfehler Nr. 48, 2008 erläutert.

Bis zum Ende des 1. Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts blieb nur die Option der Fusion übrig, doch die scheiterte zuerst an den Bankverbindlichkeiten und später an den Forderungen von den damals Verantwortlichen bei Grün-Weiß. Es war Anfang 2011 als sowohl vom Vorstand als auch von der Mitgliederversammlung die Zusammenführung beider Vereine „ad acta“ gelegt wurde. Wenn die Fusion damals zustande gekommen wäre, hätte Rot-Weiß sein Vereinsgelände gegen eine Ablöse an die Stadt abgetreten und diese in die Anlage von Grün-Weiß eingebracht. Rot-Weiß wäre von Hochheim nach Pfiffligheim umgezogen. Der neue Verein aus Rot-Weiß und Grün-Weiß hätte wahrscheinlich einen neuen Namen bekommen.

Auf der sportlichen Seite war im ersten Jahrzehnt die Devise des Vorstandes: Sport auf hohem Niveau, aber nicht über die eigenen Möglichkeiten hinaus. Damit verbunden war der sportliche Abstieg der 1. Herrenmannschaft, der seinen Tiefpunkt 2011 in der B-Klasse erreichte. Waren es in der Dekade zuvor die Herren gewesen, die die Leistungsspitze im Verwein stellten, waren es jetzt Seniorinnen- und Seniorenteams, die überregional positive Schlagzeilen machten. Die Mannschaften der Herren 30, Herren 40 und Herren 50 spielten in der Verbands- bzw. Oberliga. Am erfolgreichsten waren aber die 1. Mannschaften der Damen 30 und Herren 40.

Der sportliche Höhepunkt der Saison 2002 war der Aufstieg der Herren 40 in die Regionalliga Südwest. Das Team mit Jürgen von Ameln, Wilhelm Gremelmeyr, Gernot Erkert, Gunter Löwel, Hans-Jürgen Hoecker, Peter Karlik, und Karl-Heinz Priester wurde beeindruckend ohne Punkteverlust Meister in der Oberliga. In der Aufstiegsrunde konnte die Mannschaft mit einem deutlichen 5:1-Sieg gegen Safo Frankfurt den Aufstieg in die Regionalliga Südwest, in die damalige höchste deutsche Spielklasse der Senioren perfekt machen.

Auch die Damen 30 schafften dann 2011 den Aufstieg in die höchste deutsche Spielklasse ihrer Altersgruppe, in die Regionalliga Südwest. Radka Zrubakova, Petra Anthofer, Carmen Schreiber, Jutta Garrecht, Vera Vonhausen, Christiane Pallasch-Reitz und Andrea Groß waren als Team in dieser Saison in der 2. Regionalliga Südwest Nord ohne Niederlage geblieben.

Was geschah sonst noch so in dieser Zeit? Der TC Rot-Weiß Worms bekommt mit „www.doppelfehler.de“ einen Internetauftritt. Aus sportlicher Sicht sorgten vor allem Karl-Heinz Priester, Gernot Erkert und Peter Herz mit ihren Turniererfolgen bei den Herren 40 bzw. Herren 50 auf Rheinhessen-, Rheinland-Pfalz- und überregionaler Ebene immer wieder für positive Schlagzeilen aus dem Verein. Es war übrigens im Jahr 2006, als die Leistungsklassen für Turnierspieler in Rheinland-Pfalz eingeführt wurden.

Mit dem EWR-Cup gab es seit 2009 für fünf Jahre ein hochdotiertes Einladungsturnier, zu dem sich die Spitze der deutschen Tennissenioren (Herren 30, Herren 40) traf. 2010 richtete der TC Rot-Weiß Worms zum ersten Mal die Hallen-Rheinhessenmeisterschaften der Tennis-Senioren und -Seniorinnen im Tennis- und Soccer-Center-Nold in Worms-Pfeddersheim aus. Als Turnierleitung machten sich hier vor allem die Mitglieder Bodo Ernst und Wilfried Biermann verdient.

2011 bis 2015

Quo vadis TC Rot-Weiß Worms? Diese Frage prägte auch diese Periode, in der der Vorstand mit Peter Heppel als 1. und Hans-Jürgen Hoecker als 2. Vorsitzender den Verein führten. Es gab in diesen Jahren ein für den TC Rot-Weiß entscheidendes Ereignis: Die Tennisabteilung des TV Pfiffligheim, der TC Grün-Weiß wurde aufgelöst. Die Geschichte wiederholte sich. Wir erinnern uns: 1937 hatte sich der Wormser Tennisclub Schwarz-Weiß aufgelöst und fast alle seine Mitglieder kamen zu Rot-Weiß. 2014 – 77 Jahre später – trat die Mehrzahl aller aktiven Mitglieder von Grün-Weiß in den TC Rot-Weiß ein. Zuvor hatten aber auch bereits die Maßnahmen des Vorstandes gegen den jährlichen Mitgliederrückgang gefruchtet. Im Februar 2012 war der langjährige Schwund gestoppt. Der Verein zählte damals 256 Mitglieder und 2013 stieg die Zahl auf 276. 2014 kamen von Grün-Weiß 106 dazu.

Dem großen Mitgliederzustrom aus dem Nachbarverein war vorausgegangen, dass im September 2012 die Tennisabteilung des TV Pfiffligheim beim Vorstand des TC Rot-Weiß anfragte, die abgebrochenen Gespräche nochmals aufzunehmen. Eine außerordentliche Mitgliederversammlung gab dem Vorstand hierzu wieder die Legitimation. Schließlich gab es aber aus Sicht des Gesamtvereins TV Pfiffligheim nur die Option, die Tennisabteilung aufzulösen und die Grün-Weiß-Anlage zur Schuldentilgung zu verkaufen?

Damit war die Option einer Fusion – in welcher Form auch immer – nicht mehr gegeben. Es konnte nur noch darum gehen, möglichst viele „Grün-Weiße“ zum Eintritt bei Rot-Weiß zu bewegen. So lud der Vorstand von Rot-Weiß schon 2013 die Vorstandsmitglieder von Grün-Weiß zu seinen Sitzungen ein. Dabei konnten die Voraussetzungen geschaffen werden, dass die von Grün-Weiß kommenden neuen Mitglieder bei Rot-Weiß Bedingungen vorfanden, unter denen sie ihren bisherigen Spielbetrieb fortführen konnten. Das betraf vor allem die Medenrunden-Teilnahme.

2014 waren die neun Tennisplätze nun mit ca. 400 Mitgliedern wieder ausgelastet und der Betrieb der Vereinsanlage mit den höheren Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen langfristig gesichert. Fast alle neuen Mitglieder hatten schon bei Grün-Weiß in Mannschaften gespielt und wollten auch in ihrem neuen Verein wieder an der Medenrunde teilnehmen. So erhöhte sich auch schlagartig die Anzahl der von Rot-Weiß gemeldeten Mannschaften. Waren es 2011 noch neun Mannschaften bei den Damen, Herren, Seniorinnen und Senioren, stieg deren Anzahl 2014 auf 17 an. Zuwachs gab es auch bei den Jugendmannschaften. Waren hier im Tiefpunkt 2011 nur vier Teams gemeldet, konnte deren Anzahl 2014 vor allem durch die Maßnahmen des Vorstandes zur Jugendförderung auf acht Mannschaften verdoppelt werden.

Was geschah noch so in dieser Zeit? 2011 wurde auch die Renovierung des Clubhauses und der Außenanlage in Angriff genommen. Die Arbeiten in der Clubgaststätte waren wie geplant zu Beginn der Medenrunde 2011 abgeschlossen. Weitere notwendige und Schönheitsreparaturen am Gebäude und der Vereinsanlage folgten. Die Gesamtkosten dieser Arbeiten beliefen sich auf ca. 40.000 Euro, wobei fast 23.000 Euro durch Spenden von Mitgliedern aufgebracht wurden. 2014 konnte der neu gestaltete Biergarten im Eingangsbereich bei Platz 6 eingeweiht werden.

Der Betrieb der Halle hinter Platz 9 wurde im Winter 2012/13 aufgrund der gestiegenen Energiekosten eingestellt. Eine energetische Sanierung hatte sich über die erzielbaren Mieteinnahmen einer Einplatzhalle nicht wirtschaftlich darstellen lassen. Der Vorstand erarbeitete daraufhin einen Kooperationsvertrag mit dem Tennis- und Soccer-Center-Nold, damit auch weiterhin ein Ganzjahresbetrieb für den Verein möglich war.

2013 erschien die fünfzigste Ausgabe des „Doppelfehlers“. 2013 fand auch das attraktive Seniorenturnier „EWR-Cup“ zum letzten Mal statt. Der Sponsor stellte sein Engagement hier ein. Die ehemalige Mannschaft der Damen 30 behauptete sich auch bei den Damen 40 in der Regionalliga Südwest. 2014 schafften von den 17 gemeldeten Aktiven- und Seniorenmannschaften acht den Aufstieg. Nach mehreren Jahren konnte 2015 erstmals wieder eine Damenmannschaft gemeldet werden. Zusammengefasst: Mit den über 100 neuen und sportlich aktiven Vereinsmitgliedern kam Leben auf die Rot-Weiß-Anlage, nicht nur an den Medenrunden-Wochenenden, sondern auch an den Wochentagen und an den Abenden im Clubhaus und auf der Terrasse.

2015 bis heute

Diese Jahre lassen sich zusammenfassend am treffendsten so beschreiben: Die junge Generation übernimmt Verantwortung und bringt neuen Schwung in die Entwicklung des Vereins. 2015 standen Neuwahlen des Vorstandes an. Es war das erklärte Ziel der bisherigen Vereinsführung, die neuen Mitglieder, die von Grün-Weiß kamen, auch im neuen Vorstand einzubinden. Mit Erfolg! Der 24-jährige Julian Djabarian übernahm als jüngster 1. Vorsitzender in der Vereinsgeschichte das Ruder von Peter Heppel, der für dieses Amt nicht mehr zur Verfügung stand. 2. Vorsitzende wurde bis 2017 Birgit Streuber-Hagenow. 2017 übernahm Lukas Gaedt dieses Amt, der im Jahr zuvor als FSJ-ler (freiwilliges soziales Jahr) im Verein schon viel bewegte. Zur Riege der 20 jährigen im Vorstand gehören zudem Lisa Anthofer (Jugendwartin) und Marius Gramlich (Sportwart).

Nach den turbulenten Jahren der Existenzsicherung des Vereins, geht es jetzt darum, das Clubleben wieder in den Fokus zu rücken und den TC Rot-Weiß wieder attraktiver zu gestalten. Das umfasst das Spielangebot in Mannschaften, die Trainingsmöglichkeiten, Turniere und gesellige Veranstaltungen, aber auch die Pflege und Weiterentwicklung der gesamten Vereinsanlage. Erklärtes Ziel der jungen Vereinsführung ist es, das Wir-Gefühl im Verein zu stärken.

Ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie gut dies gelungen ist, ist der Gewinn des Wettbewerbs „Vereinsleben.de“ zum Verein des Monats im März 2017. Mit seinem der Jury vorgestellten Jugendkonzept nahm Rot-Weiß die erste Hürde und qualifizierte sich mit neun weiteren Sportvereinen aus ganz Rheinland-Pfalz für die Teilnahme. Nun ging es darum, auf der Homepage des Veranstalters möglichst viele – die meisten – Klicks für den Verein zu bekommen. Alle machten mit – Mitglieder und deren Freunde, ehemalige Mitglieder und auch Werbeaktionen der jungen Vorstandsmitglieder in der Fachhochschule und bei Wormser Sportveranstaltungen brachten die Klicks zum Sieg. Der TC Rot-Weiß wurde „Verein des Monats März 2017“ und erhielt 10.000 Euro für seine Jugendarbeit und einen 5.000-Euro-Gutschein für Sportgeräte.

Das Veranstaltungsangebot wurde ausgebaut. Neben der schon traditionellen Teilnahme des Vereins am Backfischfest-Umzug und dem Nikolausfest für Kinder im Clubhaus, werden u.a. auch der „Treff auf dem Wormser Weihnachtsmarkt“ und der Neujahrsempfang im Januar zu alljährlich wiederkehrenden Events, ebenso wie jede Wintersaison zwei Schleifchenturniere in der Tennishalle in Pfeddersheim. Seit 2015 werden im August die „Offenen Wormser Jugend-Stadtmeisterschaften auf der Clubanlage sowie verschiedene LK-Turniere ausgetragen – 2017 erstmals der Pfingst-Cup. Seit 2017 gibt es auch wieder Vereinsmeisterschaften nach der Medenrunde. Ein Veranstaltungs-Highlight war 2018 die Hochheimer Kerwe auf der Tennisanlage. Der TC Rot-Weiß war erstmals Hauptveranstalter dieses Hochheimer Traditionsfestes.

2016 schrieb der TC Rot-Weiß einen Rekord bei der Anzahl der gemeldeten Mannschaften. 32 Teams gingen an den Start – 21 in den Aktiven und in den Seniorenaltersklassen, elf bei den Jugendlichen und Kindern. 2017 und 2018 waren es sogar 23 bei Aktiven und Senioren. 2018 konnten erstmals in der Vereinsgeschichte drei Damenmannschaften gemeldet werden. Seit 2017 gibt es für die Mannschaften der Herren 60 und Herren 40 eine Spielgemeinschaft mit dem TC Osthofen. 2017 stiegen die Damen 40 I nach vielen Jahren in der Regionalliga Südwest in die Oberliga ab. 2018 schafften die Herren 55 als Drittplatzierte der Südwestliga den Aufstieg in die Regionalliga Südwest, die höchste deutsche Spielklasse dieser Altersgruppe. Und schließlich gelang der 1. Herrenmannschaft als Meister in der A-Klasse der in den Vorjahren schon knapp verfehlte Sprung in die Rheinhessenliga.

Was geschah noch so in dieser Zeit? Die Homepage www.tc-rot-weiss-worms.de wurde neu gestaltet. Der TC Rot-Weiß ist in Facebook. Die Mitglieder erhalten regelmäßig Vereinsnewsletter. Es wurden viele größere und kleinere Instandsetzungsmaßnahmen und Schönheitsreparaturen im Vereinsgelände durchgeführt. Beispiele sind die Beleuchtung im Eingangsbereich, die Pflasterung der Wege zwischen den Tennisplätzen, die Sanierung der Ballwand, und 2018 wurde der Spielplatz fertiggestellt. Die Gaststätten-Pächterin Karin Engelke hat die Gaststätte neu eingerichtet. Zuletzt wurde der neue Trainer Franz Stauder im Herbst 2018 verpflichtet.

Wie in früheren Jahren waren auch Trainer und Clubgaststätten-Pächter zentrale Fragestellungen, die der Vorstand lösen musste. Hier sind die Weichen Richtung Zukunft gestellt. Das gilt ganz besonders auch mit der 2018 erreichten Verlängerung des Erbpachtrechts für das Vereinsgelände in der Buschgasse um weitere 30 Jahre.

Es gibt in dieser Zeitraffer-Chronik unseres Vereines viel Nichtgeschriebenes. Vor allem die Akteure, die Vereinsmitglieder, Sportler und Ehrenamtsträger blieben doch weitgehend unerwähnt. Hier haben die früheren Festschriften, die übrigens auch im Bestand der Stadtbibliothek sind, gute Arbeit geleistet. Wer Gelegenheit und Muße hat, dem sei hier die Lektüre dieser Schriften empfohlen. Zusammen mit den über 50 Doppelfehlerausgaben verraten sie, wahrscheinlich wie in kaum einem anderen Verein unserer Größenordnung, viele Details zur Vereinsentwicklung, über Zeitgeist und sich verändernde Ansprüche und Erwartungen. Sie verraten aber auch, dass das ein oder andere, das wir heute als neu erachten, schon einmal da war..

(anlässlich des 90-jährigen Jubiläums 2019)